Klassische Liebespaare

Im Februar feiern viele Menschen in aller Welt den Valentinstag als Tag der Liebenden (besonders Blumen und Süßwarengeschäfte freuen sich über hohe Absatzzahlen!). Dieser Tag geht auf einen christlichen Märtyrer namens Valentinus zurück, der irgendwann vor vielen Jahrhunderten vermutlich geköpft wurde. 

Aber uns geht es hier weder um kommerzielle Fragen noch um religiöse Lehren. Worauf es ankommt, ist die Liebe – dieser Dauerbrenner über Raum-, Zeit-und Kulturgrenzen hinweg. Als das klassische Liebespaar europäischer Tradition gelten wohl Romeo und Julia. Wie bei ihnen scheint bei den meisten berühmten Liebespaaren der Literatur die Liebe tragisch zu enden.

Zwei der bekanntesten klassischen Liebespaare des arabisch-islamisch-persischen Kulturraums haben wir bereits eigene Einträge gewidmet: Jusuf und Suleika und Leila und Madschnun.

Heute stellen wir zwei weitere Liebespaare der klassischen Literatur der islamischen Welt vor, die nicht ganz so bekannt sind, deren Geschichten sich aber ebenfalls großer Beliebtheit erfreuen.

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Goethe und Scheherazade

Goethes Interesse für den Islam und seine literarischen Auseinandersetzung mit orientalischen Vorbildern und Einflüssen haben wir im Kandil-Magazin bereits mehrfach thematisiert, die Links finden Sie unter diesem Beitrag. 

Ein bereits vor zwei Jahren auf qantara.de erschienener Beitrag  (Melanie Christina Mohr: Mephistopheles spricht, Scheherazade taktiert) bringt uns heute zur märchenhaften Seite Goethes in seiner Auseinandersetzung mit dem Orient und dem Islam allgemein und 1001 Nacht im Besonderen. Erst Anfang des 18. Jahrhunderts erschien die erste Übersetzung der Erzählungen aus 1001 Nacht in einer europäischen Sprache, übertragen von Antoine Galland. Auch wenn Galland die Geschichten nicht wortgetreu übersetzte, sondern sie den Vorstellungen und dem Geschmack eines europäischen Publikums der damaligen Zeit anpasste, so hinterließ die Veröffentlichung der Geschichten aus dem exotischen orientalischen Kulturkreis bleibenden Eindruck quer durch Europa. Bereits der junge Goethe  kannte wohl Scheherazade und die Geschichten, mit denen sie Nacht für Nacht den König bezaubert und ihr Leben verlängert. 

Noch immer ist das grundlegende Werk zur Einführung in Goethes Auseinandersetzung mit der märchenhaften Welt von 1001 Nacht das Buch „Goethe und 1001 Nacht“ von Katharina Mommsen.

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Türkische Märchen

Wir kennen Märchen heute vor allem aus Büchern – und in ungezählten medialen Umsetzungen. Dabei wurde Märchen traditionell erzählt und mündlich weitergegeben. Grimms Märchen ebenso wie viele andere Märchensammlungen liegen mündlich überlieferte Märchen zugrunde. Die erste Sammlung deutscher Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm erschien 1812. Noch bis Ende des 19. Jahrhunderts waren türkische Märchen in Europa kaum bekannt, bis erste Wissenschaftler sich für das Thema Märchen in der Türkei zu interessieren begannen.

Die Unkenntnis der alten Geschichten beschränkte sich nicht auf Europa: Auch im Osmanischen Reich interessierten sich Gebildete lange Zeit nicht für volkstümliche Überlieferungen, die kaum etwas mit der klassischen persischen und arabischen Literatur verband, an der sich die osmanische Elite orientierte. Diese Einstellung änderte sich erst, als die Türkei zur Republik wurde. Seither werden volkstümliche Erzählungen und Märchen gesammelt, veröffentlicht und untersucht.

Heute besteht eher das Problem, unter den vielen Zusammenstellungen und Übersetzungen türkischer Märchen geeignete Bücher herauszusuchen. Einig sind sich Wissenschaftler heute darüber, dass die Stoffe der türkischen Märchen eine Brücke zwischen Ost und West bilden, denn Erzählstoffe waren nie statisch. Elemente der Märchen wurden aufgengenommen, weitergegeben, in neuen Zusammenhang gestellt: eine sehr lebendige Volksliteratur, an deren mündlicher Verbreitung die traditionellen Märchenerzähler einen sehr wichtigen Anteil hatten.

Einen guten Eindruck über die Vielfalt der türkischen Märchen gibt die Sammlung, deren Herausgeber der Orientalist Otto Spies ist: Türkische Volksmärchen* (einige Seiten aus dieser Märchensammlung zeigt das Bild oben).

Zentrale Figuren der Märchen sind meist der Herrscher (Padischah) und sein Sohn (der Prinz), der auszieht, um seine Liebste zu erobern, wobei viele Aufgaben gelöst werden müssen. Auch gute und böse Geister spielen eine wichtige Rolle. Das Gute siegt in der Regel, das Streben nach Liebe und Reichtum durchzieht viele Geschichten. Dabei gewinnt am Ende nicht unbedingt der Klügste und Schönste, wie das Beispiel des glatzköpfigen Keloğlan zeigt, der volkstümlicher Held vieler Märchenerzählungen ist.

Eine deutsche Erzählerin orientalischer Märchen gab es übrigens auch, aber das ist eine andere Geschichte, über die wir hier berichten: Eine deutsche Märchenerzaehlerin.

Es war einmal, so beginnen deutsche Märchen meist. Türkische Märchen beginnen ganz unterschiedlich: Bir varmış, bir yokmuş ... Evvel zaman içinde, kalbur saman içinde ...

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Zukunft und Vergangenheit

Normalerweise konzentriert sich die Kategorie 1001 Nacht auf Literaturklassiker aus dem arabisch-islamischen Kulturkreis. Heute aber legen wir Ihnen die Lektüre der Werke eines englischen Muttersprachlers ans Herz. 

Geboren wurde Eric Arthur Blair 1903 in Indien, damals Teil des britischen Kolonialreichs. In den 1920er Jahren war er britischer Beamter in Birma, dem heutigen Myanmar. Als Schriftsteller berühmt und unvergessen wurde Eric Arthur Blair unter dem Namen George Orwell. 1945 schrieb er "Farm der Tiere" (Originaltitel: Animal Farm), 1949 erschien "1984". In beiden Romanen setzt sich George Orwell mit dem sowjetischen Kommunismus und den Gefahren totalitärer Staaten auseinander.

Die Welt mag heute anders aussehen als zu der Zeit, als Orwell seine Werke verfasste und Totalitarismus mag heute von anderen Seiten drohen als kurz nach Beendigung des Zweiten Weltkriegs. Auseinandersetzen müssen wir uns mit totalitären Gedanken auch heute. In unserer vom Internet bestimmten internationalen Welt kann es keine Option sein, sich Scheuklappen aufzusetzen und so zu tun, als könnten wir das Rad der Geschichte in nationale Grenzen zurückdrehen.

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