Die Vermessung der Welt – aus arabischer Sicht

Wissenschaftsgeschichte in Europa würdigt die Erkenntnisse arabisch-islamischer Wissenschaftler oft nur am Rande. Seit Jahrzehnten forscht Professor Dr. Fuat Sezgin zur frühen arabisch-islamischen Wissenschaftsgeschichte. Seine umfangreiche Geschichte des arabischen Schrifttums, bestehend aus inzwischen 15 Bänden zu so unterschiedlichen Bereichen wie Grammatik, Medizin, Mathematik, Botanik, Chemie, Astronomie, Geografie und Kartografie – um nur einige zu nennen –, wurde zum wissenschaftlichen Standardwerk.

Das Buch Die Karte des Piri Re'is. Das vergessene Wissen der Araber und die Entdeckung Amerikas* von Susanne Billig würdigt Professor Sezgins Arbeit und macht einen Teil seiner Forschungen für Laien zugänglich. Dabei geht es besonders um das arabische Wissen in Astronomie, Geografie, Kartografie und Nautik, um die berühmte Weltkarte des osmanischen Generals Piri Reïs und die Frage, ob vor Kolumbus nicht schon muslimische Seefahrer an amerikanischen Küsten landeten. Vielleicht lässt sich nicht eindeutig klären, wer wann und wo genau zuerst per Schiff nach Amerika gelangte. Sezgins Forschungen und Billigs Buch zeigen jedenfalls den hoch entwickelten Stand der Wissenschaften im frühen Mittelalter auf – zu einer Zeit, als Europa noch weit entfernt von bedeutenden wissenschaftlichen Forschungen und Entwicklungen war. 

Vielleicht kann das Buch mindestens bei einigen Gespür und Verständnis dafür wecken, dass sich die Welt nicht ausschließlich um Europa dreht und dass andere Blickwinkel und neue Perspektiven schon immer für einen erweiterten Horizont gesorgt haben.

“Die Karte des Piri Re'is von Susanne Billig
C. H. Beck 2017, 303 Seiten, gebunden Euro 18,95 E-Book Euro 14,99
ISBN 3406713513

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Psychosomatische Medizin

Psychosomatische Ansätze in der Medizin gibt es, seit Menschen sich mit Heilung und Medizin auseinandersetzen. Psychosomatische Medizin betrachtet den Menschen in seiner Gesamtheit aus Körper, Geist und Seele und sucht nach ganzheitlichen Heilungsansätzen. Demnach kann eine Krankheit nie losgelöst für sich betrachtet werden, ebenso wenig kann Heilung erfolgen, wenn man den Menschen und seine besonderen Lebensumstände außer Acht

Wie reagiert die Seele auf körperlichen Schmerz, wie reagiert der Körper auf seelische Verletzungen – sehr modern mutet diese Fragestellung an, der sich der arabische Universalgelehrte Abū Zaid al-Balẖī bereits im 9. Jh. n. Ch. widmete. In seiner Schrift Maṣāliḥ al-abdān wa-l-anfus („Instandsetzung des Körpers und der Seele“) geht er den Zusammenhängen zwischen Körper und Seele zwischen Medizin und Philosophie nach.

Bereits 1990 veröffentlichte Zahide Özkan-Rashed ihre Dissertation Die Psychosomatische Medizin bei Abū Zaid al-Balḫī (Berichte aus der Medizin)*, in der sie sich mit den psychosomatischen Ansätzen dieses arabisch-islamischen Gelehrten auseinandersetzt. Der hier verlinkte Titel ist eine Neuauflage der Dissertation zur Medizingeschichte, die nichts an Aktualität verloren hat.*

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