Gesichtsmasken

Noch Anfang des Jahres wäre undenkbar gewesen, was COVID-19 bzw. die Furcht vor der ungebremsten Ausbreitung des Coronavirus bewirkt hat: Menschen in Europa und anderswo auf der Welt bedecken Mund und Nase und damit den unteren Teil des Gesichts, nur die Augen in der oberen Gesichtshälfte bleiben sichtbar.

Vor wenigen Monaten galt eine solche Art der Gesichtsbedeckung noch als typisch für muslimische Frauen, als überholte Vermummumg, die es zu verdammen und zu verhindern galt. Wenn das alles, also sowohl die Bedrohung durch eine Pandemie als auch die Pauschalverurteilung von Frauen mit einer bestimmten Form bedeckender Kleidung, nicht so traurig und tragisch zugleich wäre, könnte man von Ironie der Geschichte sprechen.

Die Ironie der Geschichte zeigt sich in einem weiteren Detail: der Herkunft des Wortes Maske. Dass der Wortursprung in französisch masque und italienisch maschera liegt, dürfte wenig überraschen. Aber kennen Sie die eigentliche Herkunft der Maske? Das Wort entstand höchstwahrscheinlich in Anlehnung an arabisch مسخرة "masẖara", was Verspottung oder auch Possenreißer bedeutet.

Eine Gesichtsmaske kann aus vielen Gründen getragen werden: aus kulturellen oder religiösen Gründen, aus künstlerischen Gründen oder zum Schutz. Über Gesichtsmasken der Frauen auf der Arabischen Halbinsel schreibt Kandil-Maskottchen Lela: Eine Maske tragen.

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Kein kalter Kaffee

Die Lage ist ernst, wenn sich ein Komiker eines Themas annimmt! Kiffen, Kaffee und Kajal. Eine kurze Geschichte von allem, was uns lieb und orientalisch ist* heißt das neue Buch des Kabarettisten und Schriftstellers Kerim Pamuk. Bekannt ist Kerim Pamuk, der mit 9 Jahren nach Deutschland kam, als jemand, der humorvoll deutsch-türkische Besonderheiten aufs Korn nimmt. Aber er hat sich nicht nur als Kabarettist einen Namen gemacht, sondern auch durch seine satirischen Veröffentlichungen, angefangen bei „Sprich langsam, Türke“ (2003) über „Allah verzeiht, der Hausmeister nicht“ (2009). 

Sein 2019 erschienenes Buch über „Kiffen, Kaffee und Kajal“ zeigt auf unterhaltsame Weise, wie viele arabische und „orientalische“Wörter die deutsche Sprache schon seit Jahrhunderten „unterwandert“, d. h., es sich längst in der deutschen Sprache unbd damit in unserem Unterbewusstsein bequem gemacht haben. So wird die Wörterwanderung zu einem Stück Kulturgeschichte, das sich laut Verlagsankündigung u. a. folgender Themen annimmt:

  • Guten Morgen, Abendland! Der Orient – seit Jahrhunderten unter uns
  • Wie der Orient nach Deutschland kam
  • Ein unterhaltsames und entlarvendes Antihysterikum
  • Wirkt gegen unausrottbare Vorurteile und gefühlte Ängste

Gelesen haben wir das Buch noch nicht. Hoffen wir zum Tag des Kaffees am heutigen 1. Oktober, dass es hält, was die Vorschau verspricht.

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Gleich und gleich gesellt sich gern

Gegensätze ziehen sich an, so heißt es im Volksmund. Einer anderen beliebten deutschen Redensart zufolge jedoch gilt genau das Gegenteil: „Gleich und gleich gesellt sich gern.“ Wir möchten keine Diskussion beginnen darübert, welcher Version der Vorzug zu geben ist. Die wahrscheinlichste Lösung für das Problem ist sowieso: Es kommt ganz darauf an, worum genau es geht.

Lieber lenken wir Ihren Blick auf den Ursprung der Redensart aus der Überschrift. Wiktionary zufolge könnte nämlich ein Ursprung bei dem weltberühmten islamischen Theologen und Religionsphilosophen Abū Hāmid Muhammad ibn Muhammad al-Ghazālī liegen, der im 11. Jahrhundert in Tūs im Nordosten des heutigen Iran lebte. Dem Wiktionary-Eintrag zufolgte schrieb er in seiner „Lehre von den Stufen zuur Gottesliebe“ in der Übersetztung von Riichard Gramlich (1984): „Die fünfte Ursache der Liebe ist die Verwandtschaft und Ähnlichkeit. Denn was einer Sache ähnlich ist, wird zu ihr hingezogen, und gleich gleich und gleich gesellt sich gern.“

Natürlich ist damit nicht der Ursprung der deutschen Redensart gesichert, denn umgekehrt griff der Übersetzer auf eine Formulierung zurück, die dem deutschen Publikum verständlich und geläufig ist. Man müsste also wirklich die Originalsprache lesen und verstehen können, um beurteilen zu können, wie groß die sprachliche Ähnlichkeit der Redewendung tatsächlich ist.

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