Interviews

Nachgefragt bei Derya Zeyrek

Heute ist Derya Zeyrek bei uns zu Gast. Als Einleitung zu ihren Antworten auf die 5 Fragen stellt sie sich kurz vor:

„Die Geschichte meiner Familie fing in der Türkei an, meine persönliche in Köln. Nach ein paar spannenden Stationen in der freien Wirtschaft habe ich mich als Texterin und Übersetzerin selbstständig gemacht. Ich schreibe Texte für die Unternehmenskommunikation, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und redaktionelle Artikel – auf Deutsch und Türkisch (sentez.de).“ 

Trinkst du lieber Kaffee oder lieber Tee zum Frühstück – oder ganz was anderes?

Beides. An diesen hektischen Morgenstunden, die viel zu früh anfangen, laufe ich verschlafen mit einer Tasse Kaffee durch die Wohnung, wecke die Kinder, decke den Frühstückstisch, stelle nebenbei die Waschmaschine an, noch einen Schluck Kaffee, da muss schon die Große los. Erst wenn die Kleinen raus sind, gönne ich mir eine zweite Runde, diesmal mit Frühstück, bevor es an den Schreibtisch geht.

An Wochenenden, wenn die ganze Familie am Tisch sitzt oder – viel schöner – wir Besuch haben, koche ich eine große Kanne türkischen Tee, den wir genüsslich und langsam aus kleinen Teegläsern trinken und dabei in Ruhe reden. Und wenn alle satt sind, sich zurücklehnen, ist es Zeit für einen türkischen Mokka. Mit einer feinen Cremeschicht schmeckt er besonders gut und wird besonders schnell ausgetrunken, wenn einer verspricht, aus der Tasse zu lesen. Ich zum Beispiel :)

In welcher Sprache träumst du, in welcher sprichst du?

Bei mir hängt das eine vom anderen ab. Wenn ich viel deutsch rede, was meistens der Fall ist, erinnere ich mich morgens an deutsche Wörter, die mir meine Träume beschreiben. Oder es ist die Sprache, in der ich denke und in der ich meine Träume in Worte fasse.

Sitze ich den ganzen Tag an einer Übersetzung ins Türkische oder verbringe viel Zeit mit Freunden oder Kunden aus der Türkei, formen sich meine Gedanken in der türkischen Sprache, was dazu führt, dass ich die Erinnerung an ein und denselben Traum ganz anders wahrnehme. Dann riecht das Brot nicht nach saftigem Roggenbrot, sondern nach einem frisch gebackenen ekmek aus Weizenmehl.

Wo fühlst du dich „daheim“?

In Köln. Hier bin ich geboren, hier habe ich die meiste Zeit meines Lebens verbracht. Noch wichtiger als die Erinnerungen sind für mich die vielen lieben Menschen, die heute hier leben. Immer wenn ich aus dem Urlaub zurückkomme, kommt es mir so vor, als würde sich die Stadt freuen und mich in die Arme schließen.

Einige Städte in der Türkei lösen bei mir auch ein Gefühl von „daheim” aus. Istanbul zum Beispiel. Aber mein Istanbul, wo ich 2004–2005 gelebt und gearbeitet habe, hat sich in den letzten 15 Jahren zu einem Monstrum verwandelt, das meine Sehnsucht auffrisst und Angst an ihre Stelle pflanzt.

Welches Fest ist dir am wichtigsten, was gehört für dich dazu?

Ich liebe Geburtstage, das Ramadan- und das Opferfest; ich mag es Weihnachten und Silvester zu feiern. Frei nach dem Motto „Für den Depp ist jeder Tag ein Fest” (deliye her gün bayram) bin ich für jede Feier zu haben.

Von allen Gelegenheiten für ein geselliges Beisammensein ist mir das Ramadanfest am liebsten, wobei wir in der Familie kaum zwischen dem Ramadan- und dem Opferfest unterscheiden. Der Ablauf ist gleich, mit dem Unterschied, dass wir beim Ramadanfest mehr Süßigkeiten essen und beim Opferfest zusätzlich noch frisch geschlachtetes Fleisch. Jedenfalls war das früher so. Heute essen wir das, was meine Mutter für angemessen hält. Das Fest richtet sie aus – darauf besteht sie auch heute noch. Dann sind alle Geschwister mit oder ohne Anhang am Frühstückstisch versammelt. Wir essen viele Leckereien, erzählen, lachen viel.

Wo würdest du am liebsten leben und weshalb?

Anderswo. Ich würde gern mal anderswo leben, irgendwann. Traumhaft wäre es, eine schöne, helle Wohnung mit weißen Vorhängen direkt am Meer zu haben. Ja, ein Klischee, ich weiß: Die Kreative will ans Meer und Bücher schreiben, aber so ist es nunmal. Vielleicht liegt es an meinem Namen, dass es mich immer ans Wasser zieht, denn Derya heißt Ozean.




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