Reformen und Rückblicke

Islamismus, Fundamentalismus und damit Zuflucht zu einer rückwärts gerichteten Utopie heißen einige Schlagwörter des ausgehenden 20. und beginnenden 21. Jahrhunderts. Fast vergessen oder gar als Irrweg abgestempelt scheinen heute die Zeiten, in denen sich muslimische Denke und Reformer im 19. Jahrhundert erstmals um eine Neuorientierung der islamischen Gesellschaft bemühten.

An dieser Stelle kann und soll keine systematische Analyse dieser Reformansätze erfolgen einschließlich einer Diskussion ihrer Vor- und Nachteile und ihres Einflusses. Wir möchten lediglich daran erinnen, dass es diese Reformbewegungen selbstverständlich gab und gibt und exemplarisch einige wenige frühe Reformer nennen.

Die Reformansätze im 19. und frühen 20. Jahrhundert entwickelten sich aus der Konfrontation der islamischen Welt mit der europäischen Kolonialherrschaft und der offensichtlichen technologischen Überlegenheit.

Dschamal al-Din al-Afghani (1839-1897) und seine Schüler Muhammad Abduh (1849-1905) und Raschid Rida (1865-1935) bemühten sich um eine Neuinterpretation des Islam. Dabei ging es ihnen vor allem um eine politische Erneuerung der islamischen Welt unter Wahrung ihrer kulturellen Identität, nicht um tief greifenden sozialen Wandel.
Besonders al-Afghani war zu seiner Zeit keineswegs unumstritten, auch in der islamischen Orthodoxie. Heute werden al-Afghani und seine Schüler eher als Vorläufer des Islamismus gesehen.

Seit Ende des 19. Jahrhunderts rückte auch die Stellung der Frauen in der islamischen Welt in das Blickfeld vieler Reformer. Nach dem ersten Weltkrieg bildeten sich in vielen islamischen Ländern organisierte Frauenbewegungen.

http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html) or CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)], via Wikimedia Commons” href=“http://commons.wikimedia.org/wiki/File%3AArabic_Calligraphy_at_Wazir_Khan_Mosque2.jpg”>Arabic Calligraphy at Wazir Khan Mosque2

Nach dem 11. September 2001 nahmen die Bemühungen vieler Muslime zu, sich eindeutig von Terror im Namen ihrer Religion zu distanzieren.
Bewegungen wie islamischer Feminismus, grüner Islam, Euro-Islam und die Einführung von Professuren für islamische Theologie in Deutschland sind Ausdruck des Wandels und der innerislamischen Diskussion.

Andererseits zeigen sich zum Beispiel im Salafismus extreme und nicht selten gewaltbereite Einstellungen.




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