Hand aufs Herz
Die seltsamen Sitten der Ureinwohner sorgen mitunter für Missverständnisse. Anders gesagt: Sie wissen schon, es gibt nichts, woraus man nicht ein Drama machen könnte. Da machten neulich ein paar Bengel Schlagzeilen, weil sie ihrer Lehrerin nicht die Hand geben wollten. Als Begründung führten sie ihre religiöse Überzeugung an. Diese ihre religiöse Überzeugung wurzele im Islam, mit dem sich heutzutage medienwirksam alles Unmögliche „begründen“ lässt.
In einem solchen Fall (also Islam als Ausrede wofür auch immer) fragen Sie bitte künftig erst mich, Frau Fatma – dank meines Migrationshintergrunds ausgewiesene Expertin für Benimmfragen nach muslimischer Etikette. Im Fall der beiden Schüler hätte ich gesagt: Ohren langziehen (bitte nur im übertragenen Sinn!) und den Bengeln deutlich sagen, was Sache ist. Respekt nämlich gegenüber ihrer Lehrerin. Und dazu gehört die höfliche Begrüßung per Handschlag in bestimmten Situationen.
Dass auch Bill Gates und Donald Trump angeblich den Handschlag verweigern (nicht ihrer Lehrerin, sondern ganz konsequent Frauen und Männern), liegt übrigens ausnahmsweise nicht am Islam, sondern an Hygienestudien, die das Händeschütteln als einen der wichtigsten Übertragungswege für Infektionskrankheiten ausgemacht haben.
So, und jetzt verrate ich Ihnen was: Ich mache mir nicht viel aus der Begrüßung per Handschlag. Muslime kennen eine schöne Geste, die einen respektvollen Gruß ausdrückt, ohne dass man seinem Gegenüber die Hand gibt. Man legt für diesen Gruß die rechte Hand auf die linke Körperseite, etwa dorthin, wo man das Herz vermutet, und neigt dazu leicht den Kopf zum Gruß. Hand aufs Herz also – ähnlich wie beim Schwören eines Eides vor Gericht.
In diesem Sinne wünsche ich uns allen im Umgang miteinander vor allem eins: mehr Herz.
Redaktion
Frau Fatma darf sich Unsinn erlauben. Schlaues zum kulturbedingten Händeschütteln hat z. B. Antje Schrupp geschrieben: http://www.zeit.de/kultur/2015-10/frauenfeindlichkeit-toleranz-religionen-10nach8
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