Im interreligiösen Gespräch

Über extreme Meinungen wird in diversen Medien viel geschrieben, der Verlust der Mitte sei zu beklagen, die Welt polarisiere sich. Im Kandil-Magazin liegt uns seit nunmehr zwei Jahrzehnten das Gegenteil am Herzen: Wo ist unsere gemeinsamer Nenner bei aller Verschiedenheit? Wie setzen wir Vielfalt in Srätke um, die allen Mitgliedern unserer Gesellschaft zugutekommt? Was verbindet unsere unterschiedlichen kultuzrellen und religiösen Vorstellungen und Traditionen? Wie stärken wir die spirituelle Stärke der großen Weltreligionen für eine Welt, die bereit ist, Spaltungen zu überwinden?

Die Lösung kann nur im Dialog liegen, im respektvollen Umgang miteinander und im Gespräch auf Augenhöhe.

Dem interreligiösen, spirituellen Dialog haben sich zwei prominente Vertreter ihrer Religionen gewidmet: der christliche Bendeiktinerpater Anselm Grün und der muslimische Religionsphilosoph Milad Karimi. Ihren interreligiösen Dialog zur Spiritualität in Christentum und Islam haben sie in einem Buch festgehalten, das im Februar 2019 veröffentlicht wurde: Im Herzen der Spiritualität: Wie sich Muslime und Christen begegnen können*.

Bei allen Unterschieden, die es in der Dogmatik von Christentum und Islam geben kann, lässt sich – guter Wille vorausgesetzt! – eine gemeinsame Gesprächsbasis finden, die auf ethischen Werten beider Religionen aufbaut. Unterschiedliche Glaubensvorstellungen fallen dabei keineswegs unter den Tisch, aber im Besinnen auf den spirituellen Kern der scheinbar so unterschiedlichen monotheistischen Religionen kann Vertrtautheit oder wenigstens ein Gefühl der Verbundenheit entstehen, die Menschen mit verschiedenen Vorstellungen zueinander führen.

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Die Welt schöner machen

Die Redaktion des Kandil-Magazins freut sich, dass sich heute Ghazwan Assaf unseren Leserinnen und Lesern vorstellt. Lesen Sie selbst, was dieser bemerkenswerte junge Mann zu sagen und zu zeigen hat.

Erzähl etwas über dich: Wo wohnst du?

„Mein Name ist Ghazwan Assaf und ich bin 26 Jahre alt. Ich komme aus Syrien, aus der Stadt Aleppo.
Ich wohne jetzt in Genthin in Sachsen-Anhalt.“

Seit wann lebst du in Deutschland?

„Ich bin am 8/9/2015 nach Deutschland gekommen.“

Wo ist deine Familie?

„Ich hätte nie gedacht, dass ich mal so weit weg von meiner Familie wohnen und leben würde. Vor lauter Kummer wegen der Lage in Syrien,  aus Heimweh und durch meine Erfahrungen, die ich auf der Flucht sammeln musste,  habe ich mit dem Malen angefangen. Meine Erfahrungen, dem Krieg in meinem Land zu entkommen, haben mir geholfen, mein Talent weiterzuentwickeln, um meinen Gefühlen über Flucht und Hoffnung Ausdruck zu verleihen. Meine Zeichnungen drücken mein Leben und das Leben eines jeden Menschen aus, der dem Krieg und der Ungerechtigkeit entkam.

Ein Teil meiner Familie ist jetzt in der Türkei und ein anderer Teil in Syrien.“

Wie schwierig ist die deutsche Sprache?

„Ich habe am Anfang zu Hause allein Deutsch gelernt.

Die deutsche Sprache ist schwer, weil sie viel Grammatik hat: Akkusativ, Dativ, Genitiv, dazu sollen wir auch noch die Artikel (die, der, das) lernen. Es gibt einige Deutsche, die die Grammatik nicht richtig benutzen!

Meine Muttersprache Arabisch hat wie die Deutsche Sprache viel Grammatik, deshalb lernen Syrer schnell Deutsch. Der Kontakt zwischen den Deutschen und den Flüchtlingen ist sehr wichtig. Ich schaue deutsches Fernsehprogramm, lerne im Internet und lese Kinderbücher. Neue Wörter und schwierige Grammatik schreibe ich auf Zettel und hänge sie an die Wand.“

Welches Essen magst du am liebesten? 

„Mein liebstes Essen ist Melookie mit Reis. Mir gefällt auch Rote Grütze.“

Wovon träumst du, was wünschst du dir für die Zukunft?

„Zurzeit besuche ich den erweiterten Sprachkurs mit dem Ziel, das B2-Zertifikat zu erhalten.Der Kurs wird voraussichtlich im April beendet sein. Wenn ich B2 bestanden habe, beabsichtige ich, eine Ausbildung als Bühnenmaler zu beginnen. Ich hoffe, dass ich die Ausbildung in Nordrhein-Westfalen machen kann,weil dort zwei meiner Cousins wohnen.

Mein größter Wunsch ist Frieden auf der ganzen Welt, nicht nur in meinem Heimatland.“

Was bedeutet das Malen für dich? 

„Ich liebe es zu malen, ich mag die Farben. Durch Kunst können wir die Freiheit schmecken, wir können unsere Gefühle und unsere Prinzipien ausdrücken. Wir können gegen Armut, Rassismus und Sektierertum kämpfen. Durch Kunst machen wir die Welt schön!“

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Zeitalter des Zorns

Das Zeitalter des Zorns. Eine Geschichte der Gegenwart*, so lautet der Titel eines Buchs des indischen Autors Pankaj Mishra. 

Angesichts der aktuellen Nachrichten aus aller Welt können wir uns manchmal des Eindrucks nicht erwehren, die Welt sei aus den Fugen geraten. Wer sich nicht damit begnügen möchte, sich mit einzelnen Problemen zu beschäftigen (so wichtig deren Lösung auch ist), und einen Gedankenrahmen sucht für die weltweiten Krisen, dem sei dieses Buch empfohlen, dessen englischer Originaltitel Age of Anger lautet.

Pankaj Mishra wirft einen Blick zurück auf die europäische Geistesgeschichte seit dem 18. Jahrhundert. So gelingt es ihm zu zeigen, dass Modernisierungsprozesse, und solchen stehen wir heute mehr denn je gegenüber, nie frei von massiven Problemen und meist begleitet von Gewalt waren. Amokläufe, Hass, rohe Gewalt – sie sind kein Kennzeichen eines Clash of Civilizations oder einer einzelnen Religion, so sehr sich das manche einreden wollen. Pankaj Mishra legt dar, dass autokratische und totalitäre schon immer Ausdruck der Hilflosigkeit derjenigen waren, die im Modernisierungsprozess nicht mithalten konnten – so wie, vereinfacht gesagt, Deutschland zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

Wer die aktuellen Ereignisse in einem großen Rahmen und aus neuen Blickwinkeln sehen möchte und sich nicht mit vereinfachenden Zuweisungen begnügt, sollte dieses Buch lesen. Es ist keine einfache Lektüre, aber eine, die sich lohnt.

Wer nicht gleich zum Buch greifen möchte, mag vielleicht zur Einfürhung ein Interview mit Pankaj Mishra lesen, das in der ZEIT erschien: „Der Wunsch nach Zerstörung ist Teil der modernen Gesellschaften“.

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