Mittelalterliche Schelmengedichte

„Erstaunlich modern“ findet Rezensent Gerrit Wustmann* die Schelmengedichte von Ibn Naqiya, die Stefan Wild 2019 in einer deutschen Ausgabe herausgegeben hat: Moscheen, Wein und böse Geister. Die zehn Verwandlungen des Bettlers al-Yaschkuri.**

Bagdad im 11. Jahrhundert, das erinnert manche möglicherweise an die Märchenwelt des deutschen Dichters Wilhelm Hauff. Muslime verbinden mit dieser Periode die Herrschaft der abbasidischen Kalifen und eine Blüte von Wissenschaft und Kultur, die von dort in die gesamte muslimische Welt ausstrahlte.

Bemerkenswert ist ferner, dass Ibn Naqiya, der Verfasser der Schelmengedichte, Kaufmann war, sehr viel mehr ist über sein eigenes Leben nicht bekannt. Umso lebendiger wirkt dagegen der gewitzte Schelm al-Yaschkuri in einem Werk, das in einer beliebten Versform der arabischen Sprache verfasst wurde: Die Makame ist eine Art Reimprosa. Darin wird keinem Herrscher gehuldigt, vielmehr werden alltägliche Konfliktsituationen aufgegriffen, die listenreich gemeistert werden. Die ersten ins Deutsche übersetzten Makamen waren Nachdichtungen von Friedrich Rückert, dem Pionier von Literaturübersetzungen aus der arabischen in die deutsche Sprache.

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West-östlicher Diwan 2.0

Die Neubelebung von Traditionen ist gewissermaßen schon selbst zur Tradition geworden. Dies gilt im Bereich der Wirtschaft und der Handelsbeziehungen, wie am Beispiel der Seidenstraßen-Projekte gut zu sehen ist, ebenso wie im kulturellen Bereich. Ein Beispiel wir https://de.qantara.de/inhalt/ein-neuer-divan-ein-l...

Im Vorjahr gab es viele Würdigungen anlässlich des Jubiläums eines noch heute einflussreichen literarischen Meisterwerks: Johann Wolfgang von Goethes West-östlicher Diwan feierte im Jahr 2019 sein 200-jähriges Bestehen. Der Gedanke und das Bestreben, in diesem Sinne ostwestliche, west-östliche Kulturbrücken zu bauen, ist im 21. Jahrhundert lebendiger und bedeutsamer denn je. 

In diesem Jahr erschien ein neuer Beitrag zur west-östlichen Diwan-Geschichte, ein lyrischer Dialog zwischen Ost und West, der explizit auf Goethes Diwan-Tradition aufbaut und unter dem Titel Ein neuer Divan.Ein lyrischer Dialog zwischen Ost und West* als Buch erhältlich ist. 24 Lyriker*innen aus „Orient“und „Okzident“ schrieben Gedichte zu den Themen der zwölf Bücher des Diwans von Goethe. 

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Eine Rezension des neuen Divan veröffentlichte Noha Abdelrassoul auf qantara.de: Ein neuer Divan. Ein lyrischer Dialog zwischen Ost und West

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West-östlicher Diwan

200 Jahre ist es her, dass ein in vielfacher Hinsicht bemerkenswertes deutschsprachiges Werk veröffentlicht wurde: Im Jahr 1819 erscheint die umfangreiche Gedichtsammlung „West-östlicher Divan“ zum ersten Mal, Verfasser ist kein Geringerer als Johann Wolfgang von Goethe.Inspiriert zu dieser Gedichtsammlung wurde er von einem der bekanntesten persischen Mystiker und Dichter aus Schiraz, (Mohammed Schamseddin) Hafis (oder Hafez), der im 14. Jahrhundert unserer Zeitrechnung lebte. Hafis' Hauptwerk ist eine Sammlung von Gedichten im ursprünglich arabischen Versmaß Ghazel. Die Themen reichen von Liebe und Sehnsucht hin zu mystischen Themen ebenso wie von weltlicher Lebensfreude bis zur Kritik an bigotten Verhaltensweisen.

Goethe lernte Hafiz' Gedichtsammlung durch die deutsche Übersetzung kennen, die Joseph von Hammer-Purgstall 1812 veröffentlichte. Der Diwan war nicht Goethes einzige Quelle zum Islam und zum islamischen Kurlturkreis, er konnte auch auf Koranübersetzungen in deutscher und lateinischer Sprache zurückgreifen. Die europäische Faszination und Beschäftigung mit der Welt des Islam und damit die kulturelle Auseinandersetzung mit einer scheinbar fremden und weit entfernten Welt begann also ganz offensichtlich lange vor den Migrationsbewegungen des 19. und 20. Jahrhunderts. Dies schlägt sich nicht nur in Goethes literarischem Schaffen nieder, sondern auch in ganz unterschiedlichen Werken deutscher Literatur, etwa in Rilkes Sonett „Mohammeds Berufung“, aber auch in den einst so beliebten Romanen eines Karl May (zum Weiterlesen im Netz: „Orient und Okzident“ von Karl Detering).

Der Dvan bei Goethe schreibt sich mit v, heute üblich ist die Schreibung Diwan mit w wie für Hafis' Gedichtsammlung. Diwan steht nicht nur für eine gepolsterte, niedrige (Sitz-)Liege, sondern war auch in der Verwaltunssprache üblich, etwa für eine Ratsversammlung, aber auch für ein Verzeichnis von Schriftstücken. Oder, wie bei Goethe und Hafis, für eine Sammlung von Gedichten.

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In der Welt der Uiguren

Die Welt der Uiguren liegt von Europa aus gesehen ziemlich fern. Von der Seidenstraße haben wir etwas gehört, aber das Gebiet, das sie im Nordwesten Chinas durchquert und das von mehrheitlich muslimischen Uiguren bewohnt wird, liegt uns ziemlich fern. Ebenso wenig wissen wir in der Regel über die Menschen, die in dieser von klimatischen Extremen geprägten Region leben.

Ein Roman der Schweizer Sinologin und Autorin Alice Grünfelder entführt nun auf literarisch anspruchsvolle Art und Weise in die Provinz Xinjiang. Was die Autorin ihre beiden Protagonistinnen Roxana und Linda erleben lässt, ist spannend zu lesen, verknüpft viele Spuren und lässt doch vieles offen. Das profunde Hintergrundwissen der Autorin liefert, ohne sich aufzudrängen, einen wertvollen Rahmen für die literarische Handlung der beiden Suchenden Europäerinnen in einer Weltgegend, die unweigerlich zu Extremen führt.

Eine empfehlenswerte Lektüre für alle, die gute Sprache lieben und in die Welt der Uiguren eintauchen möchten.

Die Wüstengängerin. Roman von Alice Grünfelder. Edition 8. 2018. 240 S., geb. 22 Euro.

Weitere Informationen zum Buch sowie Fotos, Lese- und Hörproben gibt es auf der Website der Autorin: literaturfelder.com/Die Wüstengängerin

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Arabische Lektüre für Anfänger

Lehrwerke für Arabisch gibt es viele, u. a.  Bildwörterbücher, die für Lernende beider Sprachrichtungen (Deutsch > Arabisch und Arabisch > Deutsch) hilfreich sind. Einführende Lektüre für Arabischlernende ist dagegen Mangelware. Abhilfe schafft hier nun ein zweisprachiges (deutsch-arabisches) dtv-Taschenbuch mit Lesetücken, herausgegeben von 1001-Nacht-Übersetzerin Claudia Ott zusammen mit dem bekannten Autor Salim Alafenisch und der Arabistin Antje Lenora. 

Alle arabischen Texte werden auch in lateinischer Umschrift angeführt. Das mag für den einen oder anderen die Hemmschwelle zum Umgang mit den arabischsprachigen Texten herab setzen und hilft möglicherweise, jenseits des reinen Grammatikpaukens, das meist immer noch am Anfang des Arabischlernens steht, einen ersten Eindruck von der Fülle und Schönheit der arabischen Sprache zu erfahren. Die kurzen Texte entstammen ganz unterschiedlichen Bereichen vom Witz über Rezepte zu Sachtexten und Geschichten und bieten so einen ersten leichten Zugang in die arabische Kultur und Literatur. Natürlich können die zweisprachigen Texte auch umgekehrt arabischen Muttersprachlern beim Deutschlernen helfen.

Das Buch folgt damit gewissermaßen dem Motto der Kandil-Website: Es ist Zeit, Türen zu öffnen. Was könnte besser Türen öffnen als das Lernen einer weiteren Sprache!

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Erste arabische Lesestücke (dtv zweisprachig)* von Claudia Ott (Hrsg. u.Übers.), Salim Alafenisch (Hrsg.), Antje Lenora (Hrsg.), dtv 2017,  192 S., Taschenbuch 11,90 Euro

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