Die Medizin des Propheten

Während einerseits die Möglichkeiten der Medizin durch technische Neuerungen stetig erweitert werden, besinnt man sich andererseits auf traditionelle und bewährte Heilmethoden. Recht wenig bekannt ist die islamische Medizin, besser bekannt als Prophetische Medizin oder Medizin desd Propheten. Vor allem islamische Hadith-Gelehrte haben sich mit diesem Thema befasst, Gelehrte also, die nicht Ärzte im engeren Sinn waren, sondern in erster Linie Religionsgelehrte, die die Hadithe, also die Überlieferungen des Propheten, untersuchten. 

Diese spezifisch islamische Medizin stützt sich auf Überlieferungen zu Medizin und Hygiene. Einem von Buchari überlieferten Hadith zufolge habe Allah keine Krankheit herabgesandt, ohne gleichzeitig für Heilmittel zu sorgen. Die älteste Schrift mit dem ausdrücklichen Titel „Die Medizin des Propheten“ (Ṭibb an-nabī) wurde von Ahmad ibn Muhammad Ibn as-Sunnī verfasst, der im 10. Jh. unserer Zeitrechnung lebte. Viele weitere Werke anderer Gelehrter zur Medizin im Islam folgten. Neben Heilmitteln werdfen auch Beschwörungsformeln genannt, die gegen bestimmte Krankheiten helfen sollen. In einigen Bereichen lassen sich Überschneidungen mit der antiken griechischen und mit der jüdischen Medizin erkennen. Spezifisch islamisch ist die Medizin des Propheten in Bezug auf Heilmittel und Speisen, die den islamischen Geboten folgen müssen. Außerdem wird betont, dass die letzte Entscheidung über Krnakheit oder Gesundheit eines Menschen stets bei Gott, bei Allah liegt.

Bemerkenswert sind die Abhandlungen islamischer Gelehrter zur Musiktherapie, in denen sich aus heutiger Sicht Ansätze zur psychosomatischen Medizin erkennen lassen.

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Prophetenbiografien

Das Leben des Propheten Muhammad (as) beschäftigt die Menschen seit Jahrhunderten. Gläubige Muslime sehen in seinem Leben ein Vorbild, dem sie folgen möchten, „Ungläubige“ interessieren sich für seinen Lebensweg, weil er die Weltgeschichte beeinflusst hat.

النبى محمد المصطفى

Nicht erst historische Romane heutiger Zeit widmen sich dem Leben des Propheten, im Gegenteil. Die sogenannte Sira (as-sīra an-nabawīya – die Prophetenbiografie) ist eine eigene Literaturgattung in der islamischen Geschichtsschreibung. Zusammen mit den Hadithen, den Aussprüchen des Propheten, die zur Grundlage des islamischen Rechts gehören, haben sie eine bedeutsame Vorbildfunktion für das Verhalten gläubiger Muslime.

So entstand die erste Prophetenbiografie aus muslimischer Feder bereits Ende des 8. Jhs., also rund 150 Jahre nach Muhammads Tod. Zu den bekanntesten frühislamischen Prophetenbiografien zählen die Werke von Ibn Ishaq, Ibn Hisham und at-Tabari.

Bereits ab dem 7. Jh. früh beschäftigten sich auch Christen mit dem Leben des Begründers der neuen monotheistischen Religion – meist mit dem erklärten Ziel, den aus christlicher Sicht „falschen Propheten“ als Ketzer zu entlarven und zu diskreditieren. Eingehende wissenschaftliche Auseinandersetzungen mit den historischen Quellen zum Leben des Propheten gab es erst seit dem Beginn des vorigen Jahrhunderts.

Bereits in den Jahrhunderten zuvor erschienen in Europa zahlreiche Prophetenbiografien verschiedenster Autoren, die den Religionsbegründer meist wenigfreundlich gesinnt waren. Während der europäischen Aufklärung gab es aber auch Bestrebungen, ihn als Gesetzgeber und Begründer eines Weltreichs zumindest zu würdigen.

Nun hat der britische Autor und Journalist Tom Holland Buch veröffentlicht, das die Geschichte zur Zeit der Entstehung des Islams zum Thema hat. Dabei geht es nicht allein um das Leben des Propheten, sondern um einen Einblick in die Umwälzungen der damaligen Zeit. Die Ankündigung verspricht eine interessante geschichtliche Lektüre.

Mohammed, der Koran und die Entstehung des arabischen Weltreichs* von Tom Holland
Klett-Cotta 2017, 542 S., Taschenbuch Euro 14,95
ISBN 3608961461



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