Das Wandern

Das Wandern

Wandern, das längere Gehen in der Natur, ist für die einen ein beliebter Zeitvertreib, für die anderen ein verstaubtes Wort mit einem ebensolchen Image, für andere ist es schlicht unbekanntes Terrain. Ja, es gibt tatsächlich Sprachen, in denen es nicht nur keine Lieder nach Art von Das Wandern ist des Müllers Lust gibt, sondern in denen es nicht einmal ein Wort für Wandern gibt. In der arabischen Sprache zum Beispiel fehlt das Verb wandern. Man geht (spazieren), man läuft oder rennt, man klettert. Aber wandern?

Der aus dem Irak stammende und in der Schweiz lebende Schriftsteller Usama Al Shahmani, der seit 2002 in der Schweiz lebt und inzwischen als Kulturvermittler und Übersetzer arbeitet, erzählt in seinem Roman In der Fremde sprechen die Bäume arabisch*, wie es ihm gelingt, den Bogen vom Wandern in der Natur zum Ankommen in einer neuen Heimat zu schlagen, ja einen Heimatbegriff zu formen. Dies alles beschreibt er vor dem tragischen Schicksal seines Bruders Ali im Irak. Ankommen, sich eine Heimat schaffen mithilfe von Bewegung und Natur – und Sprache natürlich, zum Brückenbauer zwischen den Kulturen werden trotz schwierigster Umstände. In seinem lesenswerten Roman zeichnet Al Shahmani nach, wie schwierig und gewunden dieser Weg ist.

Al Shahmani ist 1971 geboren. Wir stellen ihn in der Rubrik Young Kandil vor, weil er sich auch für junge Menschen in ähnlicher Situation engagiert. Im Projekt Schreibinsel der interkulturellen Bibliotheken in der Schweiz (interbiblio) zum Beispiel begleitete er als Schreibcoach Jugendliche in einem Integrationsprojekt. Weitere interkulturelle Schreibprojekte schweben ihm vor.

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Die Welt schöner machen

Die Welt schöner machen

Die Redaktion des Kandil-Magazins freut sich, dass sich heute Ghazwan Assaf unseren Leserinnen und Lesern vorstellt. Lesen Sie selbst, was dieser bemerkenswerte junge Mann zu sagen und zu zeigen hat.

Erzähl etwas über dich: Wo wohnst du?

„Mein Name ist Ghazwan Assaf und ich bin 26 Jahre alt. Ich komme aus Syrien, aus der Stadt Aleppo.
Ich wohne jetzt in Genthin in Sachsen-Anhalt.“

Seit wann lebst du in Deutschland?

„Ich bin am 8/9/2015 nach Deutschland gekommen.“

Wo ist deine Familie?

„Ich hätte nie gedacht, dass ich mal so weit weg von meiner Familie wohnen und leben würde. Vor lauter Kummer wegen der Lage in Syrien,  aus Heimweh und durch meine Erfahrungen, die ich auf der Flucht sammeln musste,  habe ich mit dem Malen angefangen. Meine Erfahrungen, dem Krieg in meinem Land zu entkommen, haben mir geholfen, mein Talent weiterzuentwickeln, um meinen Gefühlen über Flucht und Hoffnung Ausdruck zu verleihen. Meine Zeichnungen drücken mein Leben und das Leben eines jeden Menschen aus, der dem Krieg und der Ungerechtigkeit entkam.

Ein Teil meiner Familie ist jetzt in der Türkei und ein anderer Teil in Syrien.“

Wie schwierig ist die deutsche Sprache?

„Ich habe am Anfang zu Hause allein Deutsch gelernt.

Die deutsche Sprache ist schwer, weil sie viel Grammatik hat: Akkusativ, Dativ, Genitiv, dazu sollen wir auch noch die Artikel (die, der, das) lernen. Es gibt einige Deutsche, die die Grammatik nicht richtig benutzen!

Meine Muttersprache Arabisch hat wie die Deutsche Sprache viel Grammatik, deshalb lernen Syrer schnell Deutsch. Der Kontakt zwischen den Deutschen und den Flüchtlingen ist sehr wichtig. Ich schaue deutsches Fernsehprogramm, lerne im Internet und lese Kinderbücher. Neue Wörter und schwierige Grammatik schreibe ich auf Zettel und hänge sie an die Wand.“

Welches Essen magst du am liebesten? 

„Mein liebstes Essen ist Melookie mit Reis. Mir gefällt auch Rote Grütze.“

Wovon träumst du, was wünschst du dir für die Zukunft?

„Zurzeit besuche ich den erweiterten Sprachkurs mit dem Ziel, das B2-Zertifikat zu erhalten.Der Kurs wird voraussichtlich im April beendet sein. Wenn ich B2 bestanden habe, beabsichtige ich, eine Ausbildung als Bühnenmaler zu beginnen. Ich hoffe, dass ich die Ausbildung in Nordrhein-Westfalen machen kann,weil dort zwei meiner Cousins wohnen.

Mein größter Wunsch ist Frieden auf der ganzen Welt, nicht nur in meinem Heimatland.“

Was bedeutet das Malen für dich? 

„Ich liebe es zu malen, ich mag die Farben. Durch Kunst können wir die Freiheit schmecken, wir können unsere Gefühle und unsere Prinzipien ausdrücken. Wir können gegen Armut, Rassismus und Sektierertum kämpfen. Durch Kunst machen wir die Welt schön!“

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Isfahan

Eine Kindheit im Iran

In ihrem Jugendbuch 33 Bogen und ein Teehaus* erzählt Mehrnousch Zaeri-Esfahani von einer Kindheit in Isfahan im Iran der 1970er Jahre. Die 1974 im Iran geborene Autorin kam als Kind mit ihrer Familie in Deutschland, wo sie aufwuchs, studierte und lebt. 

Sie erzählt in ihrem Buch von einer Kindheit im Iran des Umbruchs, von Hoffnung, Verzweiflung und Flucht und dem schwierigen und langwierigen Ankommen in einer neuen Heimat.

Thomas Linden hat das Buch gelesen und rezensiert: Eine Million Schmetterlinge im Kopf.

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Eine Kindheit in Syrien

Eine Kindheit in Syrien

Über Menschen aus Syrien wird zurzeit sehr viel geschrieben und vermutet. Umso besser, dass es junge Menschen gibt, die beide Welten gut kennen, Syrien und Westeuropa, und uns die "andere" Welt näherbringen können. Luna Al-Mousli kam in Melk (Österreich) zur Welt und wuchs in Damaskus auf. In 44 Geschichten erzählt sie aus der Stadt Damaskus mit ihrer reichen Geschichte, die zurzeit geprägt ist von Bürgerkrieg, Angst und Flucht. Luna Al-Mousli, die inzwischen in Wien lebt und dort als Autorin und Grafik-Designerin arbeitet, erzählt ihre Geschichten in zwei Sprachen, auf Arabisch und auf Deutsch.

Wir haben das Buch noch nicht gelesen und freuen uns deshalb über Rückmeldungen. Wir finden, der ambivalente Titel Eine Träne. Ein Lächeln. Meine Kindheit in Damaskus* mit Illustrationen der Autorin reizt zum Lesen.

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