Ein Brief von Annemarie Schimmel

Beim Aufräumen fielen mir neulich alte Unterlagen aus den Anfängen der Kandil-Ramadankalender in die Hände. Ich gestehe, dass ich in all den turbulenten Jahren, die auf den Launch der ersten mit Schokolade gefüllten Ramadankalender im Oktober 2000 folgten, ganz vergessen hatte, dass ich damals an Professor Dr. Dr. Schimmel geschrieben hatte. 

Persönlich kannte ich sie nicht und umso geehrter fühlte und fühle ich mich, dass sie, die damals fast 80 Jahre alt und als Islamwissenschaftlerin und Autorin vieler erfolgreicher Bücher weltberühmt war, sich tatsächlich die Zeit nahm, auf meinen Brief zu antworten. Ich fühle mich reich beschenkt und geehrt durch ihre Aufmerksamkeit zu einer Zeit, als sie eigentlich im Ruhestand und doch so wach, reiselustig und beschäftigt war wie eh und je.

Der Brief ist ein wertvolles Zeitdokument – und ein Beweis, dass auch Anfang des neuen Jahrtausends noch Briefe auf der Schreibmaschine getippt wurden.

Ich erinnere mich natürlich gut, dass mein Mann und ich damals, zu Beginn der 2000er-Jahre, auf der Suche nach Sponsoren waren, damit die Produktion der Schokoladenkalender gewährleistet werden konnte. Wir sprachen zahlreiche Unternehmen an, darunter auch größere. Letztlich blieb es dabei, dass wir die Kalenderherstellung aus eigenen Mitteln finanzierten, wobei wir uns bewusst gegen eine Massenproduktion entschieden. Der ideelle Aspekt der Ramadankalender für Kinder blieb stets im Vordergrund.

Von Frau Schimmel haben wir damals sicherlich keine finanzielle Unterstützung erwartet, vielleicht hatte ich eine Art Schirmherrschaft im Sinn, ich weiß es nicht mehr. Vermutlich habe ich ihr geantwortet, sicher weiß ich es nicht und zu weiteren Kontakten kam es meines Wissens nicht.

Der Brief ist ein wertvolles Zeitdokument. Ein weiterer Beweis, dass die von mir erfundenen Ramadankalender für Kinder schon seit dem Jahr 2000 und damit seit über 20 Jahren bekannt und verbreitet sind und nicht erst seit wenigen Jahren, wie manchmal fälschlich behauptet wird.

In einem Punkt irrte Frau Schimmel übrigens: Die menschlichen Gestalten auf den Kalenderbildern haben niemanden verärgert. Natürlich stießen die Ramadankalender für Kinder auf Kritik. Aber hinter den Kalendern steckt kein religiöses Konzept. Es geht lediglich darum, Kindern mit Schokoladenkalendern eine Freude zu bereiten und sie spielerisch mit dem Konzept des islamischen Fastenmonats bekannt zu machen. Dass das heute von anderen Gruppierungen kritisiert wird als damals, steht auf einem traurigen anderen Blatt.




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