Das Wandern

Wandern, das längere Gehen in der Natur, ist für die einen ein beliebter Zeitvertreib, für die anderen ein verstaubtes Wort mit einem ebensolchen Image, für andere ist es schlicht unbekanntes Terrain. Ja, es gibt tatsächlich Sprachen, in denen es nicht nur keine Lieder nach Art von Das Wandern ist des Müllers Lust gibt, sondern in denen es nicht einmal ein Wort für Wandern gibt. In der arabischen Sprache zum Beispiel fehlt das Verb wandern. Man geht (spazieren), man läuft oder rennt, man klettert. Aber wandern?

Der aus dem Irak stammende und in der Schweiz lebende Schriftsteller Usama Al Shahmani, der seit 2002 in der Schweiz lebt und inzwischen als Kulturvermittler und Übersetzer arbeitet, erzählt in seinem Roman In der Fremde sprechen die Bäume arabisch*, wie es ihm gelingt, den Bogen vom Wandern in der Natur zum Ankommen in einer neuen Heimat zu schlagen, ja einen Heimatbegriff zu formen. Dies alles beschreibt er vor dem tragischen Schicksal seines Bruders Ali im Irak. Ankommen, sich eine Heimat schaffen mithilfe von Bewegung und Natur – und Sprache natürlich, zum Brückenbauer zwischen den Kulturen werden trotz schwierigster Umstände. In seinem lesenswerten Roman zeichnet Al Shahmani nach, wie schwierig und gewunden dieser Weg ist.

Al Shahmani ist 1971 geboren. Wir stellen ihn in der Rubrik Young Kandil vor, weil er sich auch für junge Menschen in ähnlicher Situation engagiert. Im Projekt Schreibinsel der interkulturellen Bibliotheken in der Schweiz (interbiblio) zum Beispiel begleitete er als Schreibcoach Jugendliche in einem Integrationsprojekt. Weitere interkulturelle Schreibprojekte schweben ihm vor.

*

weiterlesen


Islam für Kinder

Das Buch ist nicht neu, erweist sich aber immer noch als kenntnisreiche und übersichtliche Einführung in den Islam, eine Einführung, die Kinder ebenso anspricht wie Erwachsene. Der Islam. Für Kinder und Erwachsene* von Lamya Kaddor und Rabeya Müller, erstmals erschienen 2012. Nicht zuletzt wegen seiner ansprechenden Gestaltung lohnt sich ein Blick in dieses Buch: Die Stiftung Buchkunst zeichnet es als eines der schönsten deutschen Kinder- und Jugnedbücher aus.

Die Autorinnen des Islambuchs sind bekannt durch ihre liberale und weltoffene Haltung, die sich auch durch dieses Informationsbuch zieht. Die religiösen Grundlagen des Islam werden ebenso vermittelt wie auch kritische aktuelle Fragen im Zusammenhang mit den Islamdiskussionen der letzten Jahre nicht ausgespart werden, etwa Fragen nach einer zeitgemäßen Auslegung religiöser Vorschriften, nach der Rolle von Frauen und dem Problem extremistischer Tendenzen.

Wer sich angesichts vielfach emotionaler und populistischer Diskurse um „den Islam“ zunächst mit einigen grundlegenden Fakten zu dieser Religion vertraut sein möchte, trifft mit diesem Buch eine gute Wahl.

*

weiterlesen

Im interreligiösen Gespräch

Über extreme Meinungen wird in diversen Medien viel geschrieben, der Verlust der Mitte sei zu beklagen, die Welt polarisiere sich. Im Kandil-Magazin liegt uns seit nunmehr zwei Jahrzehnten das Gegenteil am Herzen: Wo ist unsere gemeinsamer Nenner bei aller Verschiedenheit? Wie setzen wir Vielfalt in Srätke um, die allen Mitgliedern unserer Gesellschaft zugutekommt? Was verbindet unsere unterschiedlichen kultuzrellen und religiösen Vorstellungen und Traditionen? Wie stärken wir die spirituelle Stärke der großen Weltreligionen für eine Welt, die bereit ist, Spaltungen zu überwinden?

Die Lösung kann nur im Dialog liegen, im respektvollen Umgang miteinander und im Gespräch auf Augenhöhe.

Dem interreligiösen, spirituellen Dialog haben sich zwei prominente Vertreter ihrer Religionen gewidmet: der christliche Bendeiktinerpater Anselm Grün und der muslimische Religionsphilosoph Milad Karimi. Ihren interreligiösen Dialog zur Spiritualität in Christentum und Islam haben sie in einem Buch festgehalten, das im Februar 2019 veröffentlicht wurde: Im Herzen der Spiritualität: Wie sich Muslime und Christen begegnen können*.

Bei allen Unterschieden, die es in der Dogmatik von Christentum und Islam geben kann, lässt sich – guter Wille vorausgesetzt! – eine gemeinsame Gesprächsbasis finden, die auf ethischen Werten beider Religionen aufbaut. Unterschiedliche Glaubensvorstellungen fallen dabei keineswegs unter den Tisch, aber im Besinnen auf den spirituellen Kern der scheinbar so unterschiedlichen monotheistischen Religionen kann Vertrtautheit oder wenigstens ein Gefühl der Verbundenheit entstehen, die Menschen mit verschiedenen Vorstellungen zueinander führen.

*

weiterlesen