Streitthema ”Frauen, Kopftuch und Islam”

Die Stellung der Frauen im Islam wird gerne reduziert auf die simple Formel ”Kopftuch – ja oder nein”. Schaut man sich die Diskussionen um dieses Thema näher an, wird bald deutlich, dass es um mehr geht als um ein Stück Stoff. Fast könnte man meinen, nicht die fünf Säulen des Islam seien Glaubensgrundlage, sondern die Kopftuchfrage. Offensichtlich ist da einiges durcheinandergeraten.

Afghan girls in September 2012

Frauen, die in Deutschland ein Kopftuch tragen, werden entweder in die Kategorie ”rückständig und unterdrückt” oder ”fundamentalistisch” gesteckt. Dass jemand ein Kopftuch aus religiöser Überzeugng tragen könne, stößt auf Unverständnis. Dabei bedecken nicht nur gläubige Muslimas ihren Kopf, dies tun auch christliche Nonnen und orthodoxe Jüdinnen.

Die immer wieder in diesem Zusammenhang zitierte Koranstelle findet sich in Sure 24 (”Das Licht”), Vers 31. In der deutschen Koranausgabe von Amir Zaidan (At-tafsir. ADIB-Verlag 2000. ISBN 3-934659-01-2) lautet diese Stelle wie folgt:

“Und sag zu den Mumin-Frauen (d.h. gläubige Frauen), dass sie von ihren Blicken niederschlagen, ihre Keuschheit bewahren und ihren Schmuck nicht sichtbar tragen außer dem, was davon sichtbar wird, und dass sie ihre Khumur (d.h. Kopfbedeckung) bis über ihre Dschuyub (d.h. Ausschnitte der Kleidung) ziehen, und dass sie ihren Schmuck vor niemandem sichtbar tragen außer vor ihren Ehemännern, ihren Vätern, den Vätern ihrer Ehemänner, ihren Söhnen, den Söhnen ihrer Ehemänner, ihren Brüdern, den Söhnen ihrer Brüder, den Söhnen ihrer Schwestern, ihren Frauen, denjenigen, die ihr gehören, den Bediensteten außer denjenigen mit Verlangen von den Männern oder den Kindern, die noch nichts über die Blößen der Frauen wissen, und dass sie mit ihren Füßen nicht (auf den Boden) stampfen, damit bekannt wird, was sie noch von ihrem Schmuck verbergen. Und bittet Allah um Vergebung allesamt - ihr Mumin! (d.h. Gläubigen) - damit ihr erfolgreich werdet.”

Eine englischsprachige Analyse dieser Koranverse findet sich auf der Website der Masjid Tucson.
Demnach lassen sich lediglich 3 Grundregeln finden:
“Gott gab uns 3 grundlegende Regeln für den Dresscode für Frauen:
(1) das beste Kleidungsstück ist Rechtschaffenheit
(2) wenn wir uns anziehen, sollten wir unsere Brust bedecken und
(3) unsere Kleidung verlängern”

Eine deutschsprachige Erläuterung dieser Koranverse gibt Lamya Kaddor in dem Artikel Gott fordert kein verhülltes Gesicht (2009).

Pflicht oder Gebot? Brigitte Jaeger-Dabek fasst die aktuelle Kopftuch-Situation zusammen: Das Kopftuch und der Islam (2010).

Das Wissenschaftsbuch 2008 Verschleierte Wirklichkeit der beide Autorinnen Christina von Braun und Bettina Mathes liefert interessantes Hintergrundwissen. Links zu verschiedenen Rezensionen finden Sie in den Gedankensplittern.

Die Ethnologin Ingrid Thurner beleuchtet in der SZ das Thema Ver- und Enthüllung in Bezug auf Unterdrückung von Frauen: Der nackte Zwang (2010).

Erzähle uns von deinem Kopftuch!, lädt theintelligence.de ein. Dort finden sich sehr persönliche Berichte von Frauen, die sich aus ganz unterschiedlichen Gründen dazu entschlossen haben, ein Kopftuch zu tragen oder es abzulegen.




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