West-östlicher Diwan

200 Jahre ist es her, dass ein in vielfacher Hinsicht bemerkenswertes deutschsprachiges Werk veröffentlicht wurde: Im Jahr 1819 erscheint die umfangreiche Gedichtsammlung „West-östlicher Divan“ zum ersten Mal, Verfasser ist kein Geringerer als Johann Wolfgang von Goethe.Inspiriert zu dieser Gedichtsammlung wurde er von einem der bekanntesten persischen Mystiker und Dichter aus Schiraz, (Mohammed Schamseddin) Hafis (oder Hafez), der im 14. Jahrhundert unserer Zeitrechnung lebte. Hafis' Hauptwerk ist eine Sammlung von Gedichten im ursprünglich arabischen Versmaß Ghazel. Die Themen reichen von Liebe und Sehnsucht hin zu mystischen Themen ebenso wie von weltlicher Lebensfreude bis zur Kritik an bigotten Verhaltensweisen.

Goethe lernte Hafiz' Gedichtsammlung durch die deutsche Übersetzung kennen, die Joseph von Hammer-Purgstall 1812 veröffentlichte. Der Diwan war nicht Goethes einzige Quelle zum Islam und zum islamischen Kurlturkreis, er konnte auch auf Koranübersetzungen in deutscher und lateinischer Sprache zurückgreifen. Die europäische Faszination und Beschäftigung mit der Welt des Islam und damit die kulturelle Auseinandersetzung mit einer scheinbar fremden und weit entfernten Welt begann also ganz offensichtlich lange vor den Migrationsbewegungen des 19. und 20. Jahrhunderts. Dies schlägt sich nicht nur in Goethes literarischem Schaffen nieder, sondern auch in ganz unterschiedlichen Werken deutscher Literatur, etwa in Rilkes Sonett „Mohammeds Berufung“, aber auch in den einst so beliebten Romanen eines Karl May (zum Weiterlesen im Netz: „Orient und Okzident“ von Karl Detering).

Der Dvan bei Goethe schreibt sich mit v, heute üblich ist die Schreibung Diwan mit w wie für Hafis' Gedichtsammlung. Diwan steht nicht nur für eine gepolsterte, niedrige (Sitz-)Liege, sondern war auch in der Verwaltunssprache üblich, etwa für eine Ratsversammlung, aber auch für ein Verzeichnis von Schriftstücken. Oder, wie bei Goethe und Hafis, für eine Sammlung von Gedichten.

weiterlesen

Osmanisch-islamischer Friedhof auf Malta

Friedhöfe erzählen immer auch ein gutes Stück Kulturgeschichte – gerade dann, wenn es um den Friedhof einer Gemeinschaft geht, die sich in einem Land in der Minderheit befindet. So verhält es sich zum Beispiel mit christlichen Friedhöfen in Istanbul, so ist es aber auch beim muslimischen Friedhöfen in mehrheitlich christlichen Ländern.

Ein Beispiel ist Malta, dessen Geschichte vor einigen hundert Jahren durch kämpferische Auseinandersetzungen mit osmanischen Seestreitkräften geprägt wurde. Aber der muslimische Friedhof, der nun auf Betreiben von Maltesern und Türken bewahrt werden soll, ist jüngeren Datums. Er wurde 1873/1874 auf Betreiben des Sultans Abdülhamid I. in Auftrag gegeben und von dem maltesischen Architekten Emmanuele Luzigi Galizia geplant. Der Friedhof in Marsa gilt heute als besonders sehenswertes Beispiel für neoosmanische Baukunst.

Errichtet wurde der Friedhof tatsächlich im Gedanken an all die osmanisch-türkischen Soldaten, die in den Schlachten um Malta ihr Leben verloren. Der Friedhof erinnert auch an den berühmten türkischen Seemann Turgut Reis, der im Jahr 1565 auf Malta starb. Der ihm zu Ehren Turgutreis genannte Ort liegt in der Nähe seines Geburtsorts nicht weit von Bodrum in der Türkei.

weiterlesen

Kein kalter Kaffee

Die Lage ist ernst, wenn sich ein Komiker eines Themas annimmt! Kiffen, Kaffee und Kajal. Eine kurze Geschichte von allem, was uns lieb und orientalisch ist* heißt das neue Buch des Kabarettisten und Schriftstellers Kerim Pamuk. Bekannt ist Kerim Pamuk, der mit 9 Jahren nach Deutschland kam, als jemand, der humorvoll deutsch-türkische Besonderheiten aufs Korn nimmt. Aber er hat sich nicht nur als Kabarettist einen Namen gemacht, sondern auch durch seine satirischen Veröffentlichungen, angefangen bei „Sprich langsam, Türke“ (2003) über „Allah verzeiht, der Hausmeister nicht“ (2009). 

Sein 2019 erschienenes Buch über „Kiffen, Kaffee und Kajal“ zeigt auf unterhaltsame Weise, wie viele arabische und „orientalische“Wörter die deutsche Sprache schon seit Jahrhunderten „unterwandert“, d. h., es sich längst in der deutschen Sprache unbd damit in unserem Unterbewusstsein bequem gemacht haben. So wird die Wörterwanderung zu einem Stück Kulturgeschichte, das sich laut Verlagsankündigung u. a. folgender Themen annimmt:

  • Guten Morgen, Abendland! Der Orient – seit Jahrhunderten unter uns
  • Wie der Orient nach Deutschland kam
  • Ein unterhaltsames und entlarvendes Antihysterikum
  • Wirkt gegen unausrottbare Vorurteile und gefühlte Ängste

Gelesen haben wir das Buch noch nicht. Hoffen wir zum Tag des Kaffees am heutigen 1. Oktober, dass es hält, was die Vorschau verspricht.

weiterlesen