Gleich und gleich gesellt sich gern

Gegensätze ziehen sich an, so heißt es im Volksmund. Einer anderen beliebten deutschen Redensart zufolge jedoch gilt genau das Gegenteil: „Gleich und gleich gesellt sich gern.“ Wir möchten keine Diskussion beginnen darübert, welcher Version der Vorzug zu geben ist. Die wahrscheinlichste Lösung für das Problem ist sowieso: Es kommt ganz darauf an, worum genau es geht.

Lieber lenken wir Ihren Blick auf den Ursprung der Redensart aus der Überschrift. Wiktionary zufolge könnte nämlich ein Ursprung bei dem weltberühmten islamischen Theologen und Religionsphilosophen Abū Hāmid Muhammad ibn Muhammad al-Ghazālī liegen, der im 11. Jahrhundert in Tūs im Nordosten des heutigen Iran lebte. Dem Wiktionary-Eintrag zufolgte schrieb er in seiner „Lehre von den Stufen zuur Gottesliebe“ in der Übersetztung von Riichard Gramlich (1984): „Die fünfte Ursache der Liebe ist die Verwandtschaft und Ähnlichkeit. Denn was einer Sache ähnlich ist, wird zu ihr hingezogen, und gleich gleich und gleich gesellt sich gern.“

Natürlich ist damit nicht der Ursprung der deutschen Redensart gesichert, denn umgekehrt griff der Übersetzer auf eine Formulierung zurück, die dem deutschen Publikum verständlich und geläufig ist. Man müsste also wirklich die Originalsprache lesen und verstehen können, um beurteilen zu können, wie groß die sprachliche Ähnlichkeit der Redewendung tatsächlich ist.

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Was blüht denn da?

In allen Anrainerstaaten des Mittelmeers ist er zu finden: der farbenprächtig blühende Oleander – in nördlicheren Gefilden Europas ist er beliebt als Kübelpflanze, denn Frost verträgt er nicht gut. Der Ursprung des Worts Oleander liegt im Lateinischen bzw. Italienischen, nicht im Türkischen oder Arabischen. Nun ist bekannt, dass unmittelbar aus dem Türkischen nur relativ wenige Wörter ins Deutsche übernommen wurden. Auffällig ist, dass auch Pflanzennamen kaum aus dem Arabischen entlehnt wurden – abgesehen von der Aprikose

Vielleicht haben wir für Pflanzen des Mittelmeerraums eher die alten griechisch- oder lateinischstämmigen Bezeichnungen eingebürgert, während arabische Wörter dann ins Spiel kamen, wenn es um damals in Europa wissenschaftliches Neuland ging, etwa in Medizin, Chemie und Mathematik.

Zurück zum Oleander (von lateinisch olea = Olivenbaum und lateinisch laurus = Lorbeerbaum): Er blüht in den Sommermonaten in Farben von Weiß bis zu vielen Rosa- und Rottönen. Kein Wunder also, dass er auch Rosenlorbeer genannt wird. Achtung: So schön Oelander anzusehen ist, so sind doch alle Pflanzenteile giftig.

Auf Türkisch heißt der Oleander Zakkum, was wiederum direkt entlehnt ist aus arabisch zaqqum (زقوم).
Das Besondere am Oleander aus islamischer Sicht ist, dass die Pflanze gleich vier Mal im Koran erwähnt wird. Allerdings gilt der koranische Oleander als verfluchte Pflanze, die unmittelbar der Hölle entstammt und die Verdammten beim Verzehr der giftigen Früchte bis ins tiefste Innere quält.

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