Mächtige Mogulherrscherin

Einflussreiche Frauen aus dem islamischen Kulturkreis sind in Westeuropa meist noch unbekannter als andere Frauen, die im Lauf der Geschichte mehr Aufmerksamkeit und Würdigung ihrer Leistungen verdient hätten und haben.

Eine dieser bemerkenswerten Frauen ist Nur Jahan, das „Licht der Welt“, so die Übersetzung. Mihr un-Nisa, so ihr eigentlicher Name, lebte von 1577 bis 1645 und wurde zu einer der einflussreichsten Frauen im Indien des 17. Jahrhunderts. In Indien, Pakistan und Bangladesh ist ihr Name noch heute ein Begriff, der mit kurltureller Tradition ebenso wie mit volkstümlicher Überlieferung verbunden ist.

Den Ehrennamen Nur Jahan verlieh ihr ihr Ehemann Großmogul Jahangir. Für ihre Nichte Mumtaz Mahal wurde das weltberühmte Taj Mahal erbaut, das Stein gewordene Zeichen der Liebe ihres Mannes, des Großmoguls Shah Jahan.

Doch zurück zu Nur Jahan selbst: Sie schrieb Gedichte, ging auf die Jagd und war beteiligt am Bau vieler wichtiger Bauten (heute würde man sie als Architektin bezeichnen). Das Grabmal, das sie für ihre aus Persien stammenden Eltern errichten ließ, inspirierte u. a. den späteren Bau des oben erwähnten Taj Mahal.

Aber sie war mehr als Mäzenin und Lieblingsfrau: Sie wurde zur Mitregentin, die wichtige politische Entscheidungen traf und die Geschicke des Reichs mitbestimmte und sich selbst an die Spitze einer Armee stellte. So ging sie mit all ihren Handlungen weit über die Rolle hinaus, die die Tradition Herrscherfrauen üblicherweise zugedacht hatte. Für ihren Einsatz wird sie heute von einigen als wichtige feministische Vorkämpferin gesehen.

Nur Jahan

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Muslime in Polen: Lipka-Tataren

Im überwiegend katholischen Polen ist die Zahl der dort lebenden Muslime klein. Und doch ist eine Gruppe polnischer Muslime bemerkenswert: die Lipka-Tartaren. Nur wenige tausend Lipka-Tartaren leben in Polen, noch einmal wenige tausend jeweils in Litauen und Weißrussland. Im Nordosten Polens gibt es noch eine fast zwei Jahrhundert alte hölzerne Moschee.

Die Vorfahren der Lipka-Tartaren siedelten sich im 14. Jahrhundert in Weißrussland an, sie entstammten den Nachfolgereichen des Mongolischen Reichs, der Goldenen Horde und der Krimkhanate. Im Laufe der Zeit wurden sie heimisch und kämpften z. B. im 17. Jahrhundert an der Seite der Polen und Litauer gegen das Osmanische Reich kämpften. Anstelle von Geld für ihren Dienst erhielten sie Land im heutigen Osten Polens und assimilierten sich dadurch noch mehr an ihre slawische geprägte Umgebung, u. a. nahmen sie die ruthenische Sprache an. Allerdings schrieben sie diese ostslawische Sprache bis in die 1930er Jahre in arabischer Schrift.


02016 0502 Lipka-Tataren Küche in Polen, 4th ECOstyl Fair

Auf dem Markt  und in der Küche haben sich mit Börek und Baklava Spuren der muslimischen Tataren erhalten.

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