Feine Stoffe aus fernen Städten

Märchenhafte Pracht verbinden wir in unserer Vorstellung mit der fantastischen Welt des Orients aus 1001 Nacht. Dabei gibt es noch heute ganz Konkretes, was an die arabisch-orientalische Herkunft erinnert. Wir sprechen von prächtigen und kostbaren Stoffen, deren Namen ihren Ursprung in der arabischen Sprache und Geografie haben – auch wenn das heute kaum noch jemandem bewusst ist.

Den kostbaren Seidenstoff mit eingewebtem Muster, Damast – beliebt und bekannt zum Beispiel als Damasttischdecken oder Damastservietten – und seine Wortherkunft aus Damaskus haben wir bereits an anderer Stelle thematisiert, nämlich bei einer kleinen Zusammenstellung von Wörtern aus Syrien

Nicht nur Damaskus war berühmt für seine Seidenstoffe. Kostbare und deshalb begehrte Seidenstoffe wurden auch im islamisch-arabischen Bagdad gefertigt. Von diesem Städtenamen abgeleitet ist deshalb der Baldachin – eine Überdachung aus prächtigem Stoff für einen Thron, ein königliches Bett oder Ähnliches. Das Wort gelangte auf dem Umweg über die italienische Sprache ins Deutsche.

Auch feines Baumwollgewebe ist nach einer arabischen Stadt benannt: Musselin heißt der Stoff nach der Stadt Mossul im heutigen Irak. Auch dieses Wort brachten italienische Kaufleute in die deutsche Sprache.

Vielleicht kennen Sie auch Kattun – ein festes Baumwollgewebe. Dieses Wort kann seine direkten arabischen Ursprung nicht verleugnen. Arabisch قطن bzw. qutn bedeutet genau das: Baumwolle. (Jetzt wissen Sie auch, woher das englische Wort cotton für Baumwolle kommt!)

Was Sie unten im Bild sehen, ist nicht aus Baumwolle gefertigt, aber ein Beispiel für eine kunstvolle und wertvolle Textilarbeit arabisch-sizilischer Herkunft. Der Krönungsmantel des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation wird heute in der Wiener Hofburg aufbewahrt und ausgestellt. Die arabisch-muslimischen Einflüsse dieses einzigartigen Kleidungsstücks sind unverkennbar und sie wurden bereits vielfach wissenschaftlich untersucht und nachgewiesen. 

Weltliche Schatzkammer Wien (162)

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Lessing und der Islam

Während in den letzten Jahren zahlreiche germanistische Forschungsarbeiten Goethes Verhältnis zum Islam untersuchten, waren es bei Gotthold Ephraim Lessing (1729–1781) eher interdisziplinäre Studien, die sich mit seiner Haltung zum Islam befassen.

Da in öffentlichen Diskussionen immer wieder die Frage auftaucht, ob der Islam überhaupt zu Deutschland gehöre, kann nicht oft genug betont werden, dass sich wichtige deutsche Denker schon früh mit islamischer Religion, Kultur und Zivilisation befasst haben. 

Wenn Sie mehr über Goethe und den Islam wissen wollen, finden Sie im Kandil-Magazin mehrere Beiträge, die u. a. unter folgendem Beitrag verlinkt sind:  Goethe und Scheherazade.

Zu Lessings Beschäftigung mit dem Islam erschien vor einigen Jahren eine nach wie vor lesenswerte Studie, die in interdisziplinären Ansätzen Lessings literarische und theologische Haltung zum Islam untersucht. Die Ideen der europäischen Aufklärung bestimmen Lessings Gedankengut und sind richtungsweisend für die interkulturelle und interreligiöse Toleranz, die aus seinen Werken spricht.

Das 2011 erschienene Buch von Zahim M Al-Shammary trägt den Titel Lessing und der Islam* und ist nach wie vor erhältlich.

   

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Wissenswertes über den Iran

Erinnern Sie sich an das Buch Islam verstehen aus der Feder des renommierten Sachbuchautors Gerhard Schweizer? Wir haben es Ihnen 2016 hier vorgestellt. Jetzt hat der in Wien lebende Kulturwissenschaftler ein weitere Buch vorgelegt, das Hintergrundwissen zu einem vielschichtigen Land liefert, nämlich zum Iran. Das Buch trägt den Titel „Iran verstehen. Geschichte, Gesellschaft, Religion“ und ist 2017 erschienen bei Klett Cotta. Der Verlag hat uns freundlicherweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.

Das Buch beruht auf Schweizers 2005 veröffentlichtem Werk „Iran. Drehscheibe zwischen Ost und West“. Für die neue Ausgabe wurde das  Buch überarbeitet und aktualisiert, außerdem flossen Schweizers Eindrücke aus einer Reise in den Iran im Herbst 2006 in die aktuelle Ausgabe „Iran verstehen“ mit ein.

Das Taschenbuch umfasst 720 Seiten, die auch nötig sind, um auch nur annähernd Kultur, Geschichte und Politik eines Landes gerecht zu werden, das auf eine Jahrtausende alte kulturhistorische Entwicklung zurückblickt und seit der iranischen Revolution von 1979 als schiitischer Gottesstaat zu zeitgeschichtlichen Kontroversen beiträgt.

Auf einige einleitende Kapitel zur aktuellen Situation des Landes folgen fundierte Einblicke in den faszinierenden Iran. Unter dem Obertitel „Propheten und Gottkönige“ widmet sich Schweizer der vorislamischen Geschichte des Landes. Im nächsten Hauptkapitel „Iran und Islam“ setzt sich der Autor mit der historischen Entwicklung bis einschließlich der Mongolenherrschaft auseinander. Das Kapitel „Schiiten und Sunniten“ ist der religiösen Spaltung der Muslime nach dem Tod des Propheten gewidmet, einer Spaltung, die damals weitreichende Folgen hatte und bis heute Konfliktpotenzial mit sich bringt. Im Abschnitt „Die Verwestlichung und der Gegenschlag“ wird aufgezeigt, wie sich die innergesellschaftlichen Verwerfungen entwickelten, die im Spannungsfeld verschiedenster Einflüsse schließlich zur islamischen Revolution führten. Auch der schiitische Gottesstaat ist kein Endpunkt, sondern zahlreichen Veränderungen und Entwicklungen unterworfen, wie das abschließende Oberkapitel „Fundamentalisten und Reformer“ zeigt, dass wiederum in fünf umfangreiche Unterkapitel aufgeteilt ist, die sich der jüngsten Geschichte und Politik des Landes annimmt.

Eine Zeittafel, Literaturhinweise und ein Personenregister runden das Buch ab, das Leser schnell in seinen Bann zieht und durch kenntnisreiche Darstellung überzeugt. Wer sich über kurze Nachrichtenmeldungen hinaus ein besseres Bild machen möchte über ein hochinteressantes Land und seine Menschen, dem kann „Iran verstehen. Geschichte, Gesellschaft, Religion“ von Gerhard Schweizer nur empfohlen werden. 

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